Ein gläserner Steg ragt über einen Abgrund in einer kargen Landschaft. Ocker, gelb und ein wenig schwefelig breiten sich geometrisch strukturierte Flächen in dem Bild von Katrin Günther aus. Das große Tableau füllt eine Wandfläche im Treppenhaus des Brandenburger Landtages in Potsdam. [...] Nahtlos fügt sich das Bild in die architektonische Struktur des Parlamentsgebäudes ein. Die glückliche Korrespondenz zwischen künstlerischer Raumutopie und real gebautem Raum ist vermutlich kein Zufall. Schließlich hat die Künstlerin ein Architektur-Studium absolviert, bevor sie sich der freien Kunst zuwandte. Die Faszination für Bilderwelten, die zwischen Visionen möglicher Räume und freien Gedankenspielen mit Quadern, Kugeln, Aufzügen und anderen Architekturfragmenten changieren, ist ihr geblieben.
-Kollektion Tagebau- nennt Günther eine Reihe von Bildern, zu denen sie sich von der Lausitz mit ihren Abraumhalden und tief in die Erde eingeschnittenen Förderstollen hat inspirieren lassen. [...] Wie der Mensch sich in die Erde eingräbt, ihr seinen Formwillen aufzwingt und sich ihre Schätze zu Nutzen macht, ist eine der Inspirationen der Malerin Katrin Günther. Aber bar jeder Romantik prägt die weiten Flächen der raffiniert verschachtelten Panoramen auch eine tiefe Melancholie. [...] Die Begeisterung ist verständlich, denn die klar gezeichneten Perspektiven und die systematisch gestaffelten geometrischen Elemente entfalten eine Sogwirkung, der sich der Betrachter schwer entziehen kann. Katrin Günther erzählt keine Geschichten. Aber im Kopf des Betrachters spult sich unweigerlich der Film zum Bild ab, der imaginiert, wie es zu der menschenleeren Utopie gekommen sein mag.
Rabensaat, Richard: Potsdamer Neuste Nachrichten, -Menschenleere Räume-, Potsdam 01.02.2010, Seite 24 |
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